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Unternehmensnachfolge: Herausforderungen und Chancen

18.06.2025

Ratgeber

Foto Symbolbild für Unternehmensnachfolge

Die Unternehmensnachfolge ist für viele KMU ein entscheidender Moment, der neben finanziellen oft auch persönliche Aspekte mit sich bringt. Wer sich früh Gedanken macht, schafft Sicherheit – für sich, das Unternehmen und alle Beteiligten. Doch was bedeutet das konkret für kleine und mittlere Unternehmen?

Frühzeitliche Planung ist entscheidend

Herausforderungen lassen sich bewältigen

Unternehmensnachfolge bietet neue Chancen

Nachfolgelücke im Schweizer KMU Sektor

Die Unternehmensnachfolge ist in vielen kleinen und mittleren Betrieben nach wie vor ein komplexes Thema. Je kleiner das Unternehmen, desto grösser ist die Herausforderung: Rund 17 % der Schweizer KMU mit 10 bis 49 Mitarbeitenden kämpfen laut SECO mit der Nachfolgeregelung. Bei mittleren Unternehmen (50 bis 249 Mitarbeitende) liegt der Anteil ungelöster Nachfolgen bei 8,1 % (Stand 2024). Dies betrifft nicht nur Inhaberinnen und Inhaber, sondern auch deren Mitarbeitende, Kundschaft und Geschäftspartner.

Typische Herausforderungen in der Nachfolgeplanung

Eine Unternehmensnachfolge in KMU kann einige Hürden mit sich bringen, da es gerade in kleineren Unternehmen oft an klaren Abläufen oder an Erfahrung mit vergleichbaren Übergaben fehlt. Im Verlauf des Nachfolgeprozesses treten deshalb immer wieder ähnliche Probleme auf:

Emotionale Bindung an das Unternehmen

In vielen KMU ist das Unternehmen über Jahre oder Jahrzehnte gewachsen – mit persönlichem Einsatz, starken Beziehungen und viel Identifikation. Diese enge Verbindung kann den Nachfolgeprozess emotional herausfordernd machen. Der Gedanke, Verantwortung abzugeben oder einen neuen Weg für das Unternehmen zuzulassen, fällt oft nicht leicht. Besonders dann, wenn keine familiäre Nachfolge bereitsteht oder die Zukunft des Unternehmens ungewiss erscheint, werden wichtige Entscheidungen häufig aufgeschoben.

Fehlende Frühzeitige Planung

Die Nachfolge wird in vielen Betrieben erst thematisiert, wenn ein konkreter Anlass dazu zwingt – etwa ein nahender Ruhestand. Doch eine erfolgreiche Übergabe braucht Zeit: rechtlich, steuerlich, finanziell – und auch zwischenmenschlich. Wer zu spät beginnt, hat oft nicht mehr genug Spielraum, um verschiedene Optionen zu prüfen, Nachfolgende einzuarbeiten oder das Unternehmen auf einen Wechsel vorzubereiten.

Aber auch ungeplante Ereignisse wie Krankheit oder ein plötzlicher Todesfall können die Nachfolge über Nacht zum Thema machen. Fehlt in solchen Situationen eine klare Regelung, kann das zu Unsicherheiten in der Führung und zu operativen Engpässen führen. Eine vorausschauende Nachfolgestrategie – auch wenn die Übergabe noch nicht unmittelbar bevorsteht – schafft Sicherheit für alle Beteiligten und stellt sicher, dass der Betrieb auch in Ausnahmesituationen geordnet weitergeführt werden kann.

Mangel an geeigneten Nachfolgerinnen oder Nachfolgern

Die Suche nach passenden Nachfolgekandidatinnen oder -kandidaten ist eine der zentralen Herausforderungen – besonders in spezialisierten Branchen, im ländlichen Raum oder bei Betrieben mit stark individueller Ausprägung. Oft fehlt es an qualifizierten Interessierten mit dem nötigen Fachwissen, Unternehmergeist und finanziellen Mitteln. Gleichzeitig sind persönliche Werte, Führungsstil und Zukunftsvision wichtige Faktoren, die nicht immer leicht mit potenziellen Nachfolgenden übereinstimmen.

Unklare Unternehmensbewertung

Die Festlegung eines realistischen Unternehmenswerts gehört zu den heikelsten Punkten im Nachfolgeprozess. Die übergebende Seite bringt oft eine emotionale Perspektive mit ein – schliesslich wurden Jahre an Zeit, Energie und persönlichem Engagement investiert. Nachfolgende hingegen orientieren sich stärker an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen, Marktpotenzial und Risiken. Diese unterschiedlichen Sichtweisen führen häufig zu abweichenden Preisvorstellungen, was Verhandlungen erschwert und das gegenseitige Vertrauen auf die Probe stellt. Eine objektive, externe Bewertung – etwa durch Treuhänder, Wirtschaftsprüfer oder spezialisierte Nachfolgeberater – schafft hier Klarheit und legt eine nachvollziehbare Grundlage für die Unternehmensbewertung.

Finanzierungsfragen und Steuern

Da eine vollständige Übernahme oft mit hohen Investitionen verbunden ist, sind passende Finanzierungsmodelle für viele Nachfolgende unverzichtbar. Gleichzeitig spielt die steuerliche Gestaltung eine zentrale Rolle: Je nach Übergabeform können Erbschafts-, Schenkungs- oder Kapitalgewinnsteuern anfallen. Ohne vorausschauende Vorgehensweise entstehen schnell finanzielle Nachteile.

Chancen von Unternehmensnachfolgen

So anspruchsvoll eine Unternehmensnachfolge auch sein mag – bei vorausschauender und strukturierter Planung bietet sie vielfältige Chancen: Sie eröffnet neue Perspektiven für das Unternehmen, schafft Sicherheit für Mitarbeitende und ermöglicht persönliche Weiterentwicklung für alle Beteiligten.

Sicherung des Lebenswerks

Eine erfolgreich geregelte Nachfolge sorgt dafür, dass das Unternehmen weitergeführt wird – mit all seinen Werten, Beziehungen und Know-how. Für die bisherige Geschäftsführung bedeutet das nicht nur finanzielle Absicherung, sondern auch emotionale Bestätigung: Das eigene Lebenswerk bleibt erhalten, Arbeitsplätze bleiben bestehen, Kundinnen und Kunden werden weiterhin betreut.

Neue Impulse und Innovationspotenzial

Ein Führungswechsel bietet die Möglichkeit, eingefahrene Strukturen zu hinterfragen und neue Ideen einzubringen. Nachfolgende – insbesondere aus anderen Branchen, Generationen oder mit digitalem Know-how – bringen frische Perspektiven mit. Das kann zu mehr Innovationskraft, besserer Positionierung am Markt und einer stärkeren Wettbewerbsfähigkeit führen. Auch Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder moderne Führungsansätze lassen sich im Rahmen der Nachfolge gezielt anstossen.

Geordneter Übergang schafft Vertrauen

Eine gut vorbereitete Übergabe ermöglicht eine stufenweise Einführung der neuen Führung und sorgt dafür, dass bestehende Beziehungen zu Mitarbeitenden, Kundschaft und Partnern stabil bleiben. Wenn die Nachfolge transparent kommuniziert und professionell begleitet wird, stärkt dies das Vertrauen in das Unternehmen – intern wie extern.

Persönliche Weiterentwicklung

Die Nachfolge ist für alle Beteiligten auch ein persönlicher Entwicklungsschritt. Für die übergebende Seite ist sie oft der Einstieg in eine neue Lebensphase – mit Raum für andere Ziele, Projekte oder mehr Freizeit. Für Nachfolgende ist es die Chance, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen, eigene Ideen umzusetzen und eine etablierte Struktur weiterzuentwickeln.

Fazit: Frühzeitige Planung lohnt sich

Die Herausforderungen in der Unternehmensnachfolge sind real – aber sie lassen sich meistern. Wer sich rechtzeitig mit den eigenen Zielen auseinandersetzt, professionelle Unterstützung einholt und offen kommuniziert, schafft nicht nur eine stabile Übergabe, sondern eröffnet auch neue Chancen für sich, das Team und das Unternehmen selbst.

Fragen rund um die Unternehmensnachfolge in KMU

Wann sollte man mit der Nachfolgeplanung in KMU beginnen?

Idealerweise beginnt die Nachfolgeplanung 5 bis 10 Jahre vor der geplanten Übergabe. So bleibt genügend Zeit, verschiedene Optionen zu prüfen, das Unternehmen vorzubereiten und mögliche Nachfolgende mit genügend Vorlauf einzubinden.


Was, wenn keine familiäre Nachfolge möglich ist?

Steht innerhalb der Familie keine geeignete Nachfolgerin oder Nachfolger zur Verfügung, kommen Alternativen wie ein Management Buy-Out (MBO), ein Management Buy-In (MBI) oder der Verkauf an externe Dritte in Frage. Wichtig ist, rechtzeitig mit der Suche zu beginnen und professionelle Beratung beizuziehen.


Was sind die wichtigsten Aspekte, die bei einer Nachfolgeregelung zu beachten sind?

Eine erfolgreiche Nachfolgeregelung erfordert eine weitsichtige, strukturierte Planung. Wichtige Punkte sind: die Wahl der Nachfolgeform, eine realistische Unternehmensbewertung, rechtliche und steuerliche Absicherung, sowie eine klare Kommunikation mit allen Beteiligten – von der Belegschaft bis zur Kundschaft. Auch die Einarbeitung und Begleitung der Nachfolgenden sollte Teil des Prozesses sein.


Wie beeinflussen finanzielle und steuerliche Faktoren die Nachfolge?

Finanzielle und steuerliche Fragen haben einen grossen Einfluss auf die Gestaltung und den Erfolg der Nachfolge. Dazu gehören etwa Kaufpreisfinanzierung, Erbschafts- oder Schenkungssteuern, Kapitalgewinnbesteuerung sowie die Frage, wie die Transaktion bilanziell und liquiditätsseitig abgefedert wird. Eine frühzeitige Beratung durch Steuerexpertinnen und Steuerexperten hilft, unerwartete Belastungen zu vermeiden und eine tragfähige Lösung für beide Seiten zu finden.


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